Veranstaltungsflyer Monkey Business

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Monkey Business

»Who Pulls
The Strings?«

Eine interaktive Installation von Ralph Kistler, Jan M. Sieber und Susann Maria Hempel

Ausgezeichnet mit dem New Face Award beim
Japan Media ArtsFestival 2011

Eine verführerische Partie

Wie ein Hampelmann hängt der Stoffaffe an der Wand. Besucher begrüßt das Tierchen mit einem freundlichen »Hello« und beginnt sogleich, deren Bewegungen mit Armen, Beinen, Kopf und Körper nachzuäffen. Der Affe lässt sich zu eleganten Bewegungen oder wildem Zappeln herausfordern. Doch auf eine unterschwellige Art ist er es, der das Publikum zu immer neuen und ungeahnten Bewegungen provoziert. Im Verlauf des Spiels verlieren die Tänzer mehr und mehr an Kontrolle – und am Ende der verführerischen Begegnung stellt sich die Frage, worum es bei diesem »monkey business« eigentlich geht: Wer zieht hier die Strippen, »Who Pulls The Strings«?

Ars simia naturae

Aufgrund der natürlichen Verhaltensweise von Affen, Handlungen nachzuahmen und der engen evolutionären Verbindung zum Menschen, stehen sie auch in einem direkten Kunstzusammenhang. Bereits für Aristoteles sind Dichtung, Schauspiel, Musik und Malerei »als Ganzes betrachtet, Nachahmungen.« Und seit der Renaissance gilt der Affe als Symbol der Kunst. Giovanni Boccaccio prägt die Formel ars simia naturae: Kunst ist der Affe der Natur. Seitdem tauchen in Bildnissen immer wieder Affen als Künstler oder Kunstkritiker auf. In Zeiten, da die Kunst zu einem reinen Business-Spektakel zu verkommen scheint, stellt Monkey Business auf eine spielerische und ironische Art und Weise die Frage nach Authentizität und Individualität. Modernes Interface-Design, gestaltet für die Interaktion zwischen Mensch und Computer, ignoriert allzu gerne die Wünsche der Anwender. Als »Feind des Systems« etikettiert und zum bloßen Anhängsel der Maschine degradiert, muss sich der Mensch von der Maschine seine Verhaltensweisen diktieren lassen. Im Alltag werden wir von Technologien beherrscht, die uns wie Affen in einem Versuchslabor abrichten. Aber wer würde sich wirklich dagegen wehren, wenn die Maschine als niedlicher Spielzeugaffe verkleidet ist?

Handelsübliche Hardware

Die Konstruktion besteht aus einer Kamera zur Bewegungsaufzeichnung, einem Computer, um die von der Kamera ermittelten Daten zu verarbeiten, sowie zehn an einem Metallskelett im Inneren des Affen montierte Motoren, die die Bewegungen von Gliedmaßen, Kopf und Rumpf steuern. Monkey Business verwendet handelsübliche Hardware, wie sie bei jedem Elektronikhändler erhältlich ist, kostenlose Open Source Software – und einen für 1 Euro auf e-bay erhaschten Plüschaffen.

Webseite von Interactions, home of Monkey Business: www.interactions.cc

Vernissage: Freitag, 01. März 2013, 19 Uhr
Mit einer Einführung von Andreas Rauth

Ausstellung 02. – 16. März 2013

Podiumsdiskussion

Der Affe macht den Unterschied

Monkey Business im Gespräch

Als interaktive Maschine, Symbol und Kommunikationspartner eröffnet das Bild des Affen ein weites Feld an Fragen, die einerseits tief in die Kulturgeschichte reichen, andererseits künstlerische Praxis, aktuelle Medientechnologie und neurobiologische Forschung betreffen.
Zu Gast sind:

Jan M. Sieber| Ingenieur & Medienkünstler

studierte Medientechnologie und Medienproduktion.
Von 2005–2011 war er Leiter des Labors für Physical Computing an der Bauhaus Universität Weimar. In Weimar betreibt er das Ingenieurbüro interactions.cc für interaktive Installationen, multimodale Systeme und multimedia environments.
Zusammen mit dem Medienkünstler Ralph Kistler entwickelt er das Projekt Monkey Business.

Dr. Niklas Schrape | Spieleforscher

Niklas Schrape ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre for Digital Cultures der Leuphana Universität Lüneburg. In seiner Dissertation über Die Rhetorik von Computerspielen geht er der Frage nach, wie politisch orientierte Games den Spieler ideologisch zu überzeugen versuchen.
Centre for Digital Cultures der Leuphana Universität Lüneburg
aktuelle Publikation: Die Rhetorik von Computerspielen. Wie politische Spiele überzeugen – Frankfurt: campus 2012

Prof. Dr. Siegfried Zielinski | Medientheoretiker

Siegfried Zielinski ist Professor für Medientheorie und Leiter des Vilém-Flusser-Archivs an der Universität der Künste Berlin (UdK), außerdem war er Gründungsrektor der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Im Zentrum seiner Arbeit steht die Archäologie & Variantologie der Medien. Letzteres ist auch der Titel einer fünfbändigen Reihe, die er in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forschernetzwerk herausgegeben hat. Der abschließende Band Variantology 5: Neapolitan Affairs erschien im September 2011.
Universität der Künste Berlin / European Graduate School
Aktuelle Publikation: [... nach den Medien]: Nachrichten vom ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert – Berlin: Merve 2011.
Aktuelles Projekt: Forum zur Genealogie des Mediendenkens

Moderation: Andreas Rauth

15. März, 19:30 Uhr,
Galerie erstererster, Pappelallee 69, Berlin

Monkey Business Podiumsdiskussion

Jan Sieber, Andreas Rauth, Dr. Niklas Schrape

Monkey Business Podiumsdiskussion

Dr. Niklas Schrape, Prof. Dr. Siegfried Zielinski

Monkey Business Podiumsdiskussion

Publikum und Diskussionsrunde.
Alle Fotos: © Jens Schünemann - jps-berlin.de

Monkey Businnes Set Monkey Sceleton  

 


Monkey Business

»Who Pulls
The Strings?«

An interactive installation by Ralph Kistler,
Jan M. Sieber, and Susann Maria Hempel

A seductive encounter

A cuddly toy monkey hanging on a wall like a Jumping Jack. With a friendly »Hello« the puppet starts to react to the visitors movements and immediately apes every gesture with its arms and legs, its head and body. You can let the ape act smoothly or invite him to a wild dance. But in a subtle way the monkey asks for another move you have never ever performed before. Playing the game you will loose control unconsciously and after the seductive encounter you might start wondering what is all this monkey business about? Who pulls the strings?

Art is the ape of nature

Despite the monkey’s natural habit of aping gestures and its close link to human evolution the use of a primate furthermore references to the artistic as well as the technological context. Apes play a significant part in art history by representing art producers or critics. Art is the ape of nature. In times where art tends to degenerate into a mere business spectacle, Monkey Business raises the question of authenticity and individuality in a playful and ironic way. In the design of Human-Computer interaction, the user‘s wishes and needs are often strictly ignored. User is the system‘s enemy. Being taught by a machine how to act „natural“ is part of our daily life. We get trained by technology like apes in a laboratory. But, well, do you really mind if the machine is a cuddly toy monkey?

Cheap consumer hardware

The setup consists of a camera for tracking the visitor‘s movements, a computer to analyze and process the tracking data and 10 motors attached to a metal skeleton inside the ape to control the limbs, head and body electronically. Monkey Business is an interactive installation built from cheap consumer hardware available in common electronic stores and developed with open source soft- and hardware. And a monkey puppet captured for one euro on e-bay.

Website of Interactions, home of Monkey Business: www.interactions.cc