Blexbolex Jahreszeiten
Blexbolex-Rausch
Blexbolex Etwas Beunruhigendes
Blexbolex-Rausch

Abb. alle: © Blexbolex, Jacoby&Stuart 2010, Fotos © Andreas Rauth:
(von oben nach unten)
•JAHRESZEITEN Buch
•ÜBERMUT
•ETWAS BEUNRUHIGENDES
•EIN FREIBAD (Detail)
•RAUSCH


>>Doch nicht immer überzeugen die Motive – begrifflich wie ästhetisch – in dem insgesamt schön gestalteten Buch. Dass manche Bezüge zwischen Text und Bild ungewöhnlich sind, hilft oft die eigenen, routinierten Vorstellungen zu überprüfen. Daneben fallen aber auch Ungereimtheiten auf, die nur noch als falsch zu bezeichnen sind.


>>Mag Ein Freudenschrei, das nach Ansicht des Rezensenten bestenfalls einen freudig erregten Rufer zeigt, noch durch interpretierende Randlage produktiv wirken, so wird man den Hagel nur mehr zähneknirschend akzeptieren: Der Niederschlag fällt als lange blaue Linien diagonal durch das Bild – eine bekannte Darstellungskonvention für Regen –, vom Boden aufspringende Hagelkörner fehlen allerdings, wenigstens unterscheiden sie sich nicht von den aufspringenden Regentropfen in Ein Regenguss. Ganz unverständlich bleibt die AmeisenstraSSe. In dem Bild ist tatsächlich eine »Raupenstraße« zu sehen, falls es so etwas gibt. Ameisen sucht man hier jedenfalls vergeblich.


>>Kopfschütteln auch bei Nebel, denn ganz offensichtlich handelt es sich um eine Überschwemmung. Entgegen der bekannten Wirkung, alle Farben zu entsättigen, leuchten Primärfarben durch diesen Nebel. Blaue Schlieren liegen über weißem Grund, strahlend rotorange das Dach des Hauses in der Bildmitte. Ist es schon naheliegend, die blauen Schlieren als Wasser zu interpretieren, wird dies durch die rote Farbfläche unterhalb des Hauses noch bestätigt, welche unschwer als Spiegelung des Daches zu identifizieren ist. Und schließlich sieht man vom Giebel einen Hund, der sich dort hinauf gerettet hat, hinunter in die Fluten blicken. Im übrigen versinken auch Bäume in den Wassern und man erkennt im oberen Bilddrittel eine Uferkante.


>>Ohne weiter Vermutungen über die Fehlerquelle anzustellen, soll wohlwollend angenommen werden, hier prüft der Autor seinen Leser, der Illustrator den Betrachter. Glaubt dieser, was ihm jener unterschiebt, wird seine Wahrnehmung zur vom Künstler verfügbaren Masse oder prüft er Bilder und Begriffe? Erkennt er an der falschen Zuordnung die Konventionalität der Zeichen? Vielleicht hat Blexbolex die Fehler tatsächlich bewusst im Buch hinterlassen. Jemandem, der so mit den Begriffen arbeitet, ist das zuzutrauen; ja, fast müsste man als Leser/Betrachter enttäuscht sein, hier nicht herausgefordert zu werden.


Blexbolex: Jahreszeiten
Jacoby & Stuart 2010
200 Seiten, 20 x 27 cm, farbig
€ [D]18,95|€ [A]19,50|SFr 32,80
Ab 3 Jahren

www.jacobystuart.de

 

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