»POÈTE MAUDIT« Am 31. August 2011 jährt sich zum 144. Mal der Todestag von Charles Baudelaire. Jitter. Magazin für Bildkultur ehrt den Dichter der »Blumen des Bösen«, bedeutenden Kunstkritiker und Entdecker der Moderne mit einer Hommage.
>>Baudelaire gilt als Prototyp des »Poète maudit«, des verfemten Dichters, der, von der Gesellschaft ausgestoßen, seinerseits nur Verachtung für diese aufbringt, da sie in seinen Augen ihr Dasein unterwürfig dem zweckrationalen Handeln opfert. Zur Zerstreuung sucht sie die billigen und oberflächlichen Vergnügen, ihr Leben ist ästhetischer Notstand und sie weiß es nicht einmal. Erkenntnis durch ästhetische Reflexion wird gar nicht erst angestrebt, das Dichterwort ist für sie wertlos; er wiederum hält sie seines Werks für unwürdig. >>Dieser Mythos gewordene »poète maudit« steht am Anfang der künstlerischen und theoretischen Auseinandersetzung mit Person und Werk Baudelaires. Gezeigt werden Arbeiten von elf Künstlern aus den Bereichen Illustration, Comic und Street Art. Man erkennt in ihnen Nachfahren des von Baudelaire so geschätzten Zeichners Constantin Guys, den er in seinem berühmten Essay »Der Maler des modernen Lebens« portraitiert hat. Baudelaire entdeckte im Werk des heute vergessenen Guys, der in erster Linie Illustrator war, das, was er als »Modernität« bezeichnete: »Die Modernität«, schreibt er, »ist das Vergängliche, das Flüchtige, das Zufällige, die eine Hälfte der Kunst, deren andere Hälfte das Ewige und Unwandelbare ist.« >>Im Künstlergespräch greifen wir Baudelaires ästhetische Theorie auf. Schönheit war für ihn ein zentraler Begriff und künstlerisches Ideal – heute ist sie zwar aus der Kunst nicht gänzlich verschwunden, doch wird sie eher dem Design zugeordnet. Der leidenschaftliche Bilderdenker Baudelaire hatte auch eine besondere Wertschätzung für die künstlerische Grafik. Neben Constantin Guys bewunderte er die Radierungen Charles Meryons, er schrieb über Karikatur, war mit Honoré Daumier und Felicien Rops befreundet. Illustration war für ihn mehr als eine schmückende Beigabe zum Text, was für uns die Frage, wie eine zeitgemäße Illustration zu poetischen Texten aussehen kann, aufwirft. >>Der Performance-Künstler Richard Rabensaat verbindet in seiner aktuellen Arbeit »90–60–90«, die er am 09. September zeigen wird, die Dialektik des Vergänglichen und Ewigen mit einem anderen großen Baudelaire-Thema, das von dem der Kunst kaum zu trennen ist: der Frau. >>Dem Wort des Dichters leiht – ebenfalls am 09. September – Henrik Wöhler seine Stimme. Der für den Grimme-Preis nominierte Autor und Sprecher wird in seiner Lesung aus den »Blumen des Bösen« und anderen, zu Unrecht weniger bekannten Texten Baudelaires vortragen.
Mit Arbeiten von: David von Bassewitz_www.davidvonbassewitz.de Ib Jorn_www.ib-royal.de Dieter Jüdt_www.dieterjuedt.com Birgit Lang_www.birgitlang.de lorem ipsum collective_www.facebook.com/pages/Lorem-ipsum-collective Falk Nordmann_http://issuu.com/falknordmann Felix Pestemer_www.puttbill.com C.Pom_www.c-pom.de Richard Rabensaat, http://kunstbild.org/rr/index.html Andreas Rauth_www.erdteil.de
Galerie erstererster Die erstererster-Galerie richtet seit 2005 regelmäßig Ausstellungen und Vortragsreihen rund um die Themen Produkt- und Kommunikationsdesign aus. Dabei stehen Inspiration und Fortbildung sowie die Förderung eines kritischen und breiten Diskurses innerhalb der Design-Disziplinen im Vordergrund._www.erstererster.de »Poète maudit« >>Freitag, 26. August ab 19 Uhr >>Freitag, 02. September ab 19 Uhr >>Freitag, 09. September ab 19 Uhr mit Richard Rabensaat, Natascha Zimmermann, Jule Burkhard (Saxophon), ca. 25 min.
Inhalt »Träume von Wollust und Trauer … Vorstellungen von Melancholie, Mattigkeit, ja Übersättigung … oder auch entgegengesetzte Vorstellungen von inbrünstiger Lebensgier« – Die Frau, das rätselhafte Wesen, ist der unterschwellige Basso continuo im Werk Baudelaires. »Etwas schwebend Ungenaues« schwinge mit, wenn er über »die Frau« nachsinne, meinte der Dichter. Wie sich Bilder von Antlitz und Körper der Frau im Männerhirn festsetzen und was sie dort anrichten, thematisiert die Performance. Pornobilder allerorten, genormte Werbekörper die von Plakatwänden herunter strahlen: unmöglich ist es, die unverstellte Schönheit in der Anderen zu erkennen. Neben der Sehnsucht nach Nähe und Berührung steht letztlich die Unmöglichkeit des Mannes, Klischees von genormter Ästhetik zu durchbrechen. Es ist eine Unfähigkeit, die Baudelaire zeitlebens ein ausgesprochen ambivalentes Verhältnis zum anderen Geschlecht bescherte. Es bleibt »das Rätselhafte und die Wehmut« die im Gegenüber zu entdecken wären.
anschließend, ca. 21:00 Uhr:
Der Autor und Sprecher Hans Henrik Wöhler liest Auszüge aus den »Blumen des Bösen« und andere Texte Baudelaires. Martin Zitzmann (Orgel) und Reiner Schmidt (E-Gitarre) entsperren Klänge im Zeichen drohenden Unwetters.. www.radebass.de , www.myspace.com/radebass
Henrik Wöhler spricht Baudelaire: Galante Gedichte: Das Ungeheuer oder Der Paranymphus einer grausen Nymphe
Mit herzlichem Dank an unsere Partner
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Dokumentation »Poète maudit« >> Beteiligte Künstler 2011 / Ausstellung >> Beteiligte Künstler / Rahmenprogramm >> Essay: »Poète maudit«, Vortrag zur Ausstellungseröffnung
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