Interdisziplinäre Tagung in Jena und Weimar mit Vorträgen aus Kunstgeschichte, Philosophie, Film-, Literatur-, Medien-, Tanz- und Theaterwissenschaft
Als Spektakel werden alltagssprachlich kulturelle, sportliche oder auch politische Veranstaltungen bezeichnet, die sich an ein größeres Publikum richten und durch Strategien der sinnlichen Überwältigung, des Erstaunens und der affektiven Berührung gekennzeichnet sind. Aufgrund der v.a. sinnlich-körperlichen Rezeptionserfahrung und der Betonung oberflächlicher Schaulust wird das Spektakel dabei oft als Ausdrucksform der Unterhaltungs- und Populärkultur angesehen.
Der Begriff dient somit auch als Differenzierungskriterium der so genannten hohen von der niederen Kultur. Insbesondere in der kultur- und medienkritischen Tradition, die in Guy Debords Die Gesellschaft des Spektakels (1967) einen Höhepunkt gefunden hat, wird er mit einer sinnentleerten, abstumpfenden und isolierenden Konsumkultur gleichgesetzt. Diese Kritik beruht u. a. auf der Opposition spektakulärer Formate zu bürgerlichen Konzeptionen von Kunst und ihren idealen der Autonomie, Kontemplation, Distanz, Kritik und tieferen Bedeutung. In der langen und wirkungsvollen Geschichte des Spektakels verlaufen Theorie und Praxis indes nicht immer parallel, oft steht der gesellschaftliche Umgang mit spektakulären Strategien und Effekten sogar im Widerspruch zu deren kulturellen und ästhetischen Bewertungen.
Bei der Tagung wird im Gegensatz zum normativen, moralischen oder kulturellen Verständnis eine neutralere, zunächst vor allem deskriptive Verwendung des Spektakelbegriffs vorgeschlagen. Im Zentrum des Interesses stehen seine charakteristischen Eigenschaften, die theoretischen Dimensionen sowie die historisch unterschiedlichen Typen, medialen Formate, Funktions- und Bewertungsweisen. »Spektakel« und »Spektakularität« sollen so als spezifische ästhetische Darstellungs- und Rezeptionsmodi in verschiedenen Kontexten erfasst sowie als analytische Kategorien für kunsttheoretische, kultur- und gesellschaftspolitische Fragestellungen im interdisziplinären Austausch produktiv gemacht werden.
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