Die internationale Gruppenausstellung MAPPING THE BODY untersucht die weitreichende Transformation und Beeinflussung des menschlichen Körpers in der gegenwärtigen Lebenswelt. In einer Zeit, in der die ökonomische und mediale Vereinnahmung immer weiter zunimmt, der technologische Fortschritt die Überwindung von Körpergrenzen verspricht und es zu verstärkten Konfrontationen politisch und kulturell unterschiedlicher Vorstellungen von Sexualität und Gender kommt, erweist sich der Körper als Schauplatz, an dem Konflikte ausgetragen werden und sich die Suche nach Identitäten neu formiert.
Die Ausstellung widmet sich Künstlerinnen und Künstlern, die aus unterschiedlichen kulturellen und medialen Blickwinkeln aktuelle Felder der Körperpolitik kritisch hinterfragen. In recherchebasierten, performativen und partizipativen, aber auch erzählerischen, fiktionalen und metaphorischen Arbeiten reflektieren sie den Einfluss von Ökonomie und Gesellschaft auf Körper, Geschlecht und Sexualität, die Verwandlung des Körperbewusstseins durch Technologie und Internet, die Bedeutung innerer und äußerer Zwänge, die sich am Körper manifestieren, wie auch die Auflösung von Körpergrenzen und eindeutigen Identitäten.
Die Ausstellung greift globale Körperdiskurse auf, die quer durch verschiedene kulturelle und gesellschaftliche Kontexte geführt werden. Im Mittelpunkt dieser Diskurse steht die Frage, wie sich ökonomische, technologische und geopolitische Entwicklungen der jüngeren Zeit auf den Umgang mit dem Körper auswirken. Dass dem Körper in Zusammenhang mit aktuellen sozialen Veränderungen eine wichtige Rolle zukommt, zeigt auch die in der Soziologie lebhaft geführte Debatte um die Notwendigkeit eines body turn, einer erhöhten Aufmerksamkeit für die Beziehung zwischen Körper und Gesellschaft.
Die Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler, die in der Ausstellung gezeigt werden, kreisen um mehrere, teils ineinander greifende Themenfelder. Ein zentraler Aspekt ist die ökonomische und mediale Inbesitznahme des Körpers durch eine umfassende Körperoptimierungs- und Lifestyleindustrie sowie durch Prozesse der Selbstdarstellung oder Selbstentblößung in Internet, Social Media und klassischen Massenmedien. Ein zweites wichtiges Thema sind die neuen biotechnologischen und neurowissenschaftlichen Entwicklungen, die die Mechanismen der Körperoptimierung ergänzen, darüber hinaus aber auch eine zwiespältige Vision vom Menschen als posthumane Lebensform heraufbeschwören. Es ist aber nicht nur eine mögliche technologische Umgestaltung des Menschen, sondern auch der Umgang mit Aspekten wie Sexualität, Freizügigkeit, Geschlechterrollen und variablen Identitäten, der den Körper in den Fokus unmittelbarer politischer, kultureller und religiöser Auseinandersetzungen rückt.
An der Kollision unterschiedlicher Wertesysteme entzünden sich neue oder wieder aufflammende Debatten, die die Anforderung stellen, die eigene Haltung zu diesen Fragen zu reflektieren. Eingespannt zwischen Zukunftsperspektiven und rückwärtsgerichteten Dogmen, zwischen einer neuen Bewusstseinsbildung für Körperlichkeit und der Sorge um den Verlust von Souveränität und Autonomie ist der Körper ein Medium im Kampf um Weltanschauungen. Eine Vermessung des Körpers in der heutigen Lebenswelt bedeutet daher auch eine Untersuchung der globalisierten Gesellschaft, wie sie sich über den Körper vermittelt, sich durch ihn weiter entwickelt und von ihm konstruiert wird. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen deckt Widersprüche auf, geht posthumanistischen Zukunftsvisionen nach, widmet sich neuen Phänomenen, aber auch Kehrseiten und eröffnet so einen Blick, der auf die gesellschaftliche Diskussion zurückspiegelt.
Beteiligte KünstlerInnen:
Laia Abril, Selma Alaçam, Natalie Bookchin, Daniele Buetti, Cassils, Mariechen Danz,
Michael Fliri, Regina José Galindo, Patrycja German, Floris Kaayk, Jakob Lena Knebl,
Eva Kot’átková, Ulrike Lienbacher, Molly Lowe, Lu Yang, Anahita Razmi, Rico Scagliola &
Michael Meier, Ryoko Suzuki
Kurator/innen: Julia Brennacher, Lena Nievers, Jürgen Tabor
- Galerie im Taxispalais
Galerie des Landes Tirol
Maria-Theresien-Straße 45, 6020 Innsbruck, Austria - www.galerieimtaxispalais.at
- Öffnungszeiten: Di – So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr