Kettenreaktion. Stop-Motion-Filme von Yukihiro Taguchi

Eröffnung mit einer Performance des Künstlers und der Soundkünstlerin Mieko Suzuki (Kookoo)

Yukihiro Taguchi wirbelt durch die Stadt und durch unser Leben. Man kann Beziehungen mit ihm eingehen und er lädt uns ein, die eigenen Verhältnisse zu den uns umgebenen Landschaften und Habseligkeiten im Alltag zu überdenken und neu zu erfinden. Mit einer einfachen Aktion, entfacht er ein mehrfaches an Kettenreaktionen. Yukihiro Taguchi holt das Maximale aus unserer Umgebung. Seine Aktionen, Assemblagen und Umwälzungen führen zu weiteren unerwarteten Reaktionen und Interaktionen und sogar im Ausstellungsraum bleibt alles ein Spiel aus Beziehungsgeflechten. Dort werden sie zu performativen Installationen aus Objekten und Stop-Motion Filmen, die nicht nur die Performances abbilden, sondern sie reanimieren. Sie erfinden sich in Bezug auf den Raum neu. Wie der Titel der Technik schon sagt: Stop–Motion. Man hält inne, um zu bewegen.

Häufig steht am Anfang die Frage, nach der eigentümlichen Beziehung, die wir zu Dingen und Orten haben, nach ihren wesentlichen Bestandteilen. In seinem Werk Incarnation wird deutlich, was ihn bewegt. Er gibt dem öffentlichen Raum ein verkörpertes Gegenüber. Er flechtet ein neues Netz aus Beziehungen fernab der alltäglichen Routine. Ein Berg aus verschiedenen Styroporteilen verleitet ihn dazu, mit ihnen über einfache Aktionen, die Stadt zu erkunden. Er baut Formationen, in dem er sie anlehnt, sie zu Menschen oder Hasen werden lässt, je nachdem, was die vorgefundene Situation erfordert, Menschen einfordern oder der Ort verspricht.

Yukihiro Taguchis zwinkerndes Auge hat Durchsetzungsvermögen. Wie schon bei der Laterna Magica von Svoboda, schafft er es, die Menschen in den Bann zu ziehen, sie zu faszinieren und bis in den letzten Winkel des Ausstellungsraums hinein zu involvieren. Er transformiert vergessene Gegenstände und Orte in performative Plätze, wo wir Spaß daran entdecken, neue Beziehungen einzugehen. Wo wir animiert werden zu träumen, nicht linear zu denken, sondern im kreativen Wirbel uns die Welt wieder anzueignen.

Die Ausstellung ist eine Retrospektive von Yukihiro Taguchis Schaffen seit 2013, eine Zusammenschau seiner Performances und Installationen, die so bislang nicht stattgefunden hat. Eine Suche nach einem neuen Gesamtwerk, die eine ganz neue Kettenreaktion auch für ihn auslöst: Den Spaß am Entdecken und Erfinden von einem unerwarteten Miteinander der eigenen Werke.

Kuratiert von Kerstin Godschalk

  • HB55 Kunstfabrik
    Herzbergstraße 55, 10365 Berlin
    Ausstellung täglich geöffnet von 14:00–19:00 Uhr und nach Vereinbarung
  • www.hb55.de