Unter dem Titel Im Moloch der Wesenspräsenz entwickelt der Berliner Künstler John Bock (*1965) eigens für die Berlinische Galerie eine aus mehreren Einzelarbeiten und Filmprojektionen bestehende Installation. Es handelt sich um die erste große Museumsausstellung des international agierenden Künstlers in Berlin, der 2010 mit seiner Ausstellung FischGrätenMelkStand in der Temporären Kunsthalle Berlin große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Die Ausstellung Im Moloch der Wesenspräsenz gibt Einblicke in sein aktuelles Schaffen.
In seinen Werken agiert John Bock als Bildhauer, Zeichner, Autor, Aktionskünstler und Filmemacher. Die opulente Schau in der Berlinischen Galerie ist Freakshow, Bühne, Versuchslabor und Kino zugleich und überwältigt durch eine barocke Fülle an Bedeutungen. Objekte, Requisiten und Kostüme, die in den Filmen und Live-Aktionen zur Ausstellung zum Einsatz kommen, mutieren in seinem Kosmos zu unberechenbaren Wesen. Sie wuchern, stülpen sich aus oder bilden Tentakel und versuchen, Kontakt zum Besucher aufzunehmen. Jede Station erzählt eine eigene Geschichte. Zusammen bilden sie ein lockeres Gefüge, das wie ein Parcours funktioniert. Der Besucher bewegt sich mit Entdeckerlust hindurch und bringt zugleich sich selbst zur Aufführung.
Eine der in den Parcours eingebundenen Arbeiten ist Der Pappenheimer (2013/2017), eine weitläufige, komplexe Rauminstallation. Olfaktorische Reize, Sound, Film und installative Elemente verbinden sich zu einer Erzählung, die um Casanova und eine an den Golem erinnernde Steinskulptur kreist. Wie in seinen Einzelwerken verbinden sich in der gesamten Schau unterschiedliche Medien, Objekte und Installationen zu einem bizarren Mikrokosmos. Er steht für die Welt und kreist letztlich um den Künstler selbst. Es ist seine Sicht auf die Absurdität der Dinge, die John Bock hier lustvoll zelebriert und als grotesk-böses Spektakel vor Augen führt.
Im vergangenen Jahr konnte mit der Installation Cowwidinok (2015) ein Schlüsselwerk des Künstlers für die Sammlung der Berlinischen Galerie erworben werden. Der zugehörige Film gleichen Titels wird zusammen mit anderen Spielfilmen des Künstlers im IBB-Videoraum zu sehen sein. Am Abend der Eröffnung und am Gallery Weekend wird die Ausstellung zum Schauplatz für Live-Aktionen. Der Künstler tritt zusammen mit Schauspielern auf und verwandelt die Ausstellung in ein großes Spektakel. Mit dabei sind Lars Eidinger, Lisa Müller-Trede, Laurenz Leky, Kris Limbach.
Zur Ausstellung erscheint eine Künstlerpublikation im Verlag der Buchhandlung Walther König mit dem Titel: JOHN BOCK. Wesenspräsenz No 4d
Die reichbebilderte Publikation umfasst Abbildungen zu Vorträgen und Filmen John Bocks in chronologischer Ordnung, begleitet von einem Vorwort von Thomas Köhler, Direktor Berlinische Galerie, sowie einer Einführung von Stefanie Heckmann, Leiterin der Abteilung Bildende Kunst, Berlinische Galerie, und Kuratorin der Ausstellung. Ein zweiter Band soll folgen.
Das Fotobuch ist eine Art Pendant zur Publikation der gesammelten Schriften von John Bock, Meechfieber. Gesammelte Texte 1992‒2013, die anlässlich der Ausstellung John Bock. Im Modder der Summenmutation, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, erschien (Köln 2014).
Thomas Köhler, Stefanie Heckmann (Hg.), JOHN BOCK. Wesenspräsenz No 4d
Mit Beiträgen von Thomas Köhler, Stefanie Heckmann
17 x 22,6 cm, 308 Seiten, 343 Abbildungen
Texte in Deutsch und Englisch
28,00 €
- Berlinische Galerie
Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstrasse 124-128, 10969 Berlin - www.berlinischegalerie.de