EXOTICA… and 4 other cases of the self

Im Rahmen der Berlin Art Week 2014 präsentiert der me Collectors Room/Stiftung Olbricht die Ausstellung „EXOTICA… and 4 other cases of the self“, die mit Werken der Gegenwartskunst und Wunderkammerobjekten aus der Olbricht Collection die Frage des Selbst in der heutigen Zeit thematisiert.

Wunderkammerobjekte aus Renaissance und Barock, die historisch in sogenannte Exotica und vier weitere Kategorien wie kostbare Kunstwerke (Artificialia), seltene Naturalien (Naturalia), wissenschaftliche Instrumente (Scientifica) und unerklärliche Dinge (Mirabilia) eingeteilt wurden, spiegelten die damalige Weltanschauung wider und das Bestreben en miniature das Wissen der Welt zusammenzutragen. In „EXOTICA… and 4 other cases of the self“ wird das Individuums als eine Wunderkammer betrachtet und ihre fünf klassischen Kategorien auf den Menschen angewendet und neu gedeutet in Instinkte, Geist, Simulacra, Absonderlichkeiten und Exotica. Von den Wundern der Welt zu den Wundern des Selbst – der Besucher ist eingeladen das Individuum der Gegenwart neu zu reflektieren.

Die Ausstellung vereint Kunstwerke unterschiedlicher Epochen und Medien. Arbeiten von Eva Aeppli, Ernst Ludwig Kirchner und Erwin Wurm sehen das Selbst in Beziehung zu seinen Instinkten und Empfindungen wie Wut, Angst oder Trauer. Die Wissbegierde des Menschen und den Antrieb Neues zu lernen thematisieren wissenschaftliche Instrumente und Modelle aus der Wunderkammer oder Jan Fabre‘s The Brain of a Messenger of Death und veranschaulichen die wissenschaftliche Erkundung des Geistes, des Körpers und des Universums.

Einen Blick auf das menschliche Dasein als Simulacrum werfen Wunderkammerobjekte wie z.B. ein dreiansichtiger Wendekopf, Philip-Lorca diCorcias Fotografie einer transsexuellen Prostituierten Marilyn, 28 years old, Las Vegas, Nevada, $30 oder ein von WOLS illustriertes Buch von Jean-Paul Sartre. Sie vermitteln die Unmöglichkeit in unserer durch Massenmedien bestimmten Gegenwartsgesellschaft zwischen Original und Kopie, Vorbild und Abbild, Realität und Imagination zu unterscheiden.

Matthew Barneys CREMASTER 5: her giant oder Cindy Shermans Untitled # 302 verstehen das zeitgenössische Bewusstsein als eine Wunderkammer, in der das Absonderliche, das Unerreichbare und das Rätselhafte versammelt ist. Durch die Wahrnehmung dieses Neuen und Unerklärlichen entsteht ein Gefühl des Sich Wunderns.

Mit dem Thema der Selbstreflexion in Bezug auf das Ich als Exoticum befassen sich u.a. Marina Abramović, Juan Muñoz oder Tony Oursler und lassen sich davon inspirieren, dass der Mensch selbst das Rätselhafteste und Unbekannteste ist, das uns zu erkunden bleibt.

„EXOTICA… and 4 other cases of the self“ lädt ein, das Selbst unserer Zeit zu reflektieren und neu zu verstehen, gemäß Montaigne „sich nicht länger darum [zu] kümmern, was die Welt einem sagt, sondern darum, was man sich selbst sagt“.

Mit Arbeiten von Marina Abramović, Eva Aeppli, Barry X Ball, Matthew Barney, Chuck Close, Graham Dolphin, Jan Fabre, Sylvie Fleury, Andreas Golder, Julie Heffernan, Krištof Kintera, Ernst Ludwig Kirchner, Terence Koh, Philip-Lorca diCorcia, Juan Muñoz, Eadweard Muybridge, Tony Oursler, Gerhard Richter, Collier Schorr, Cindy Sherman, Helmut Stallaerts, Otto Steinert, Werner Rohde, Paloma Varga Weisz, WOLS, Erwin Wurm und Objekten aus der Wunderkammer.

Die Ausstellung und die begleitende Publikation sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit den drei Kuratorinnen Fanny Nina Borel, Myrto Katsimicha und Elisabetta Rabajoli des Master- Programms „Curating the Contemporary“ an der London Metropolitan University in Kooperation mit der Whitechapel Gallery, London, unter der Leitung von Nico de Oliveira.
Bereits zu dritten Mal lädt die Stiftung Olbricht junge Kuratorinnen ein, ihren eigenen Blick auf die Olbricht Collection zu entwickeln und im Rahmen ihrer Abschlussarbeit eine Ausstellung im me Collectors Room zu realisieren.

Im Rahmen von „EXOTICA… and 4 other cases of the self“ erscheint eine Publikation bei argobooks für 14,90€.
Außerdem bieten wir Workshops für Jugendliche mit den drei Kuratorinnen an (in englischer Sprache), eine Kuratorinnenführung am Samstag, den 20.09.2013 um 15 Uhr (Führung und Ausstellung 7€) und eine Performance im Anschluss (20.09.2014, 16 Uhr) mit Faye Green, Emma Waltraud Howes und Yurie Ido (Eintritt frei).
 
www.me-berlin.com