Eröffnung: 29. Mai 2015, 19 – 21 Uhr

Frieder Nake, 7.4.65 Nr. 1+6, Plotterzeichnung, Tinte auf Papier, 1965
»Künstliche Kunst« – so definierte der deutsche Philosoph und Schriftsteller Max Bense eine vollkommen neue Kunstrichtung, die 1965 mit Ausstellungen in Stuttgart und New York ihren Anfang nahm. Und er lieferte gleichzeitig das theoretische Fundament für diese computergenerierte Kunst. Zu Beginn ging es um die analytische Definition von Regelsystemen, die den Künstlern mit Hilfe von Computern erlaubten, ihre Ideen und Konzepte umzusetzen und weiterzuentwickeln. Vera Molnar und Manfred Mohr gehören zu den international bekanntesten Pionieren. Sie haben über Jahrzehnte hinweg Stiftplotterzeichnungen geschaffen, bis der Computer schließlich in der Lage war, die aufwendigen, selbst geschriebenen Programme in Echtzeit darzustellen.
AESTHETICA bezieht sich auf die gleichnamige Publikation Max Benses aus dem Jahr 1965. Zeitgleich regte er die erste Ausstellung von algorithmisch generierten Plotterzeichnungen von Georg Nees in der Studiengalerie der TH Stuttgart an. Im selben Jahr folgten weitere Ausstellungen von Frieder Nake in Stuttgart und Michael A. Noll in New York. 50 Jahre später hat der Computer als Werkzeug die Kunst des 21. Jahrhunderts entscheidend inspiriert und erweitert. Netzkunst, Software Kunst oder Interaktive Installationen sind nur einige Beispiele der unterschiedlichen kreativen Richtungen.
Zu den wenigen Künstlern, die über Jahrzehnte mit Plotterzeichnungen gearbeitet haben, zählen neben Molnar und Mohr auch Peter Beyls, Roman Verostko und Mark Wilson. Neuentdeckungen wie der mexikanische Maler Manuel Felguerez, der den Computer 1975 nutzte, um seine Kompositionen in verschiedenen Variationen durchzuspielen oder Horst Bartnig, der als erster Künstler in der DDR 1979 die Gelegenheit hatte, seine Algorithmen mit einem Computerprogramm zu realisieren, sind ebenfalls Teil von AESTHETICA.
Die DAM Gallery vereint in dieser Ausstellung die interessantesten Vertreter der Frühzeit der computergenerierten Kunst und stellt diesen zeitgenössische Werke beispielweise von Casey Reas, Rafael Lozano-Hemmer und Sommerer & Mignonneau gegenüber. Allen gemein ist die Realisation ihrer Werke mit digitalen Zeichengeräten, wodurch sie ihre Anerkennung für die Pioniere der computergenerierten Kunst zum Ausdruck bringen. So greift Reas die Vorliebe von Molnar und Mohr für Quadrate und Kuben auf und setzt dieses Thema auf seine eigene Weise um. Ergänzend werden Zeichnungen von Antoine Schmitt, Vuk Cosic und Patrick Lichty zu sehen sein.
Beteiligte Künstler
Horst Bartnig, D | Peter Beyls, B | Vuk Cosic, SLO | Hans Dehlinger, D | Manuel Felguerez, MEX | Patrick Lichty, US | Tony Longson, GB | Rafael Lozano-Hemmer, MEX-CDN | Manfred Mohr, D | Vera Molnar, F | Frieder Nake, D | Georg Nees, D | Casey Reas, US | Brian Ren Smith, GB | Antoine Schmitt, F | Sommerer & Mignonneau, A-F | Kerry Strand, US | Roman Verostko, US | Roger Vilder, F-CDN | Mark Wilson, US
Artist Talk:
30. Mai 2015, 15 Uhr, mit Frieder Nake, Christa Sommerer und Mark Wilson, in Englisch.